Schrottplatzreportage: Wie ein abgesoffener Nissan X-Trail zu neuem Leben erweckt wurde

Jeder Kfz-Mechaniker wird dir bestätigen, dass ein Auto, das einmal unter Wasser stand, keine gute Anschaffung ist. Doch manche Verkäufer lassen sich nicht davon abhalten, ein fahruntüchtiges Fahrzeug wieder zum Leben zu erwecken – und es als einwandfrei zu vermarkten.

Willkommen zurück zu unserer Schrottplatzreportage, in der wir die verrücktesten Geschichten aus den carVertical-Historienberichten aufdecken. Unser heutiger Star ist ein Nissan X-Trail, der nach einem schweren Wasserschaden ein neues Leben begann, statt auf dem Schrottplatz zu landen. Schauen wir mal, was genau passierte.

Kurzdossier

Täter: Nissan X-Trail

Baujahr: 2017

Letzter bekannter Kilometerstand: 30.887 km

Schadensmeldungen: 1

Schadenssumme: 40.000–50.000 Euro

Zugelassen in: Polen

Wenn ein Auto baden geht

Der Nissan X-Trail ist ein kompakter Cross-over-SUV, der besonders bei Familien wegen seines geräumigen Innenraums und der erhöhten Sitzposition geschätzt ist. Leider nahm die Geschichte dieses Exemplars eine traurige Wendung, als der Wagen im Jahr 2021 einen schweren Wasserschaden in Deutschland erlitt.

Fotos zeigen das ganze Ausmaß der Katastrophe: Das ganze Auto war innen und außen mit Schlamm und Dreck bedeckt und der Fahrzeuginnenraum war voller Trümmer und Dreck bis hoch zum Armaturenbrett. Das beweist: Der Wagen stand komplett unter Wasser.

Da die Reparaturkosten auf 40.000 bis 50.000 Euro geschätzt wurden – was ungefähr dem Neupreis eines X-Trail entspricht –, war eine Reparatur finanziell unrentabel. Ein klassischer Totalschaden also, vor allem, weil der Verkehrswert des Autos zum Schadenszeitpunkt wahrscheinlich nur noch halb so hoch war.

Und gerade, als man glaubt, seine Geschichte sei hiermit zu Ende, nimmt sie eine unerwartete Wendung.

Eine komplette Verwandlung: vom Schlammmunster zur makellosen Schönheit

Nur wenige Wochen nach dem Wasserschaden wurde der X-Trail im Juli 2021 mit 31.500 km auf dem Tacho in Deutschland zum Verkauf angeboten. Dann verschwand er für zwei Jahre … nur um 2023 wieder aufzutauchen, frisch in Polen zugelassen und mit einer mysteriös niedrigeren Kilometerleistung von jetzt 24.184 km. Nicht gerade viel für ein Auto, das vor sechs Jahren gebaut wurde.

Fehlende Fahrtenaufzeichnungen aus dieser Zeit deuten darauf hin, dass das Auto nicht genutzt wurde – wahrscheinlich wurde es komplett überholt. Doch im Mai 2024 war der einst verschlammte SUV wieder „on sale“, sah aus wie neu und bestand sogar die technische Inspektion.

Toll! Doch wenn ein Pkw so stark durch Wasser beschädigt wurde, täusche oft der äußere Eindruck.

Sollte man ein Auto mit Wasserschaden kaufen?

Hochwassergeschädigte Autos sind meist Sorgenkinder. Auch wenn du bereit bist, dich mit den Folgen von Elektrikproblemen auseinanderzusetzen, gibt es viele ernsthafte Risiken zu bedenken. Zum Beispiel fangen hochwassergeschädigte Autos schnell an zu rosten, weil Wasser durch kleinste Ritzen in Bereiche mit unbehandeltem Metall eindringen konnte – wie in Radkästen, Unterböden und um Dichtungen herum. Reparaturen an diesen Stellen sind praktisch unmöglich.

Oft kommt Wasser in den Motor und das Getriebe und verursacht noch größere Probleme – schon ein paar Rostflecken können den Motor völlig ruinieren.

Dauerhafte Feuchtigkeit im Auto ist ein weiteres Thema, das oftmals unterschätzt wird. Es kann Wochen oder sogar Monate dauern, die gesamte Feuchtigkeit durch forciertes Trocknen bei ausgebauter Innenausstattung zu entfernen. Ohne diese Behandlung bleibt der Innenraum immer feucht und muffig, und beschlagene Scheiben werden ein Dauerthema.

So vermeidest du hochwassergeschädigte Gebrauchtwagen

1. Suche nach Anzeichen von Feuchtigkeit, wo keine sein sollte

Überprüfe die Teppiche, den Reserveradkasten, die Sitze und die Kabelanschlüsse. Wenn du Feuchtigkeit, Wasserflecken oder Rost an den Sitzschienen findest, hatte das Auto wahrscheinlich einen Wasserschaden.

2. Vertraue deiner Nase – Gerüche lügen nicht

Ein muffiger, schimmeliger oder ein „übermäßig parfümierter“ Innenraum sind oftmals ein Zeichen dafür, dass jemand versucht hat, Wasserschäden zu vertuschen. Ein Auto in gutem Zustand sollte nicht wie ein Keller oder eine Parfümerie riechen.

3. Schaue dir die Elektrik genau an

Hochwassergeschädigte Autos haben häufig Probleme mit der Elektrik. Teste daher sämtliche Knöpfe, Bildschirme, Fenster, Lichter, Sitzfunktionen und Sensoren. Selbst kleine Störungen können auf tiefgreifende Probleme aufgrund von Wasserschäden hindeuten.

4. Überprüfe immer erst die Fahrzeughistorie

Versteckte Schäden lassen sich leicht kaschieren – aber historische Fahrzeugdaten sind schwer zu fälschen. Ein Fahrzeugbericht kann Schadensaufzeichnungen und Fotos enthalten, die dir verraten, ob das Auto mal in einem von einer Naturkatastrophe betroffenen Gebiet war. Zudem kannst du damit die Kilometerleistung, den Besitzerwechsel und technische Daten überprüfen und diese mit den Angaben des Verkäufers vergleichen.